Übersicht und Informationen zu Freikirchen und Sekten
"Die" Freikirchen
Die EINE Kirche gibt es nicht. Es gibt eine Menge an katholischen, orthodoxen und evangelischen Kirchen, dazu noch baptistische, charismatische u.a. Kirchen. Auch in Deutschland haben wir eine Vielfalt an „Freikirchen“,also freien evangelischen Gemeinden, unterschiedlicher Tradition und Art.
Der Begriff „Freikirche“ wird heute dazu verwendet, eine bestimmte Kirche gegenüber Volkskirchen abzugrenzen. Dabei wird „frei“ unterschiedlich verstanden, etwa im Sinne von freiwilliger Zugehörigkeit, organisatorischer Unabhängigkeit, auch in Bezug auf eine vom Staat erhobene Kirchensteuer, oder als Hinweis auf eine bestimmte theologische Einstellung.
Im 17. und 18. Jh. sind viele der in Europa z.T. verfolgten Gemeinschaften nach Amerika und Russland ausgewandert, weil sie dort ihren Glauben freier leben konnten. Es gab aber noch ältere freikirchliche Bewegungen, wie die Waldenserkirche im 12./13. Jh., die Hutterer im 14. Jh. und die Täuferbewegung der Reformationszeit, deren bekanntester Ableger die Mennoniten sind. An ihnen lässt sich gut eine der Hauptcharakteristiken vieler Freikirchen deutlich machen: das Taufverständnis.
Während die evangelische, die römisch-katholische und auch die orthodoxen Kirchen Taufe als Handeln Gottes und als Geschenk Gottes auch schon zu Beginn des Lebens wahrnehmen (der von Gott geschenkte Glaube ist dann die Antwort auf die Taufe), verstehen viele Freikirchen die Taufe als Antwort des Menschen auf Gottes Handeln. Sie akzeptieren bei ihren Mitgliedern keine Säuglings- oder Kindertaufe, sondern lassen die Taufe erst nach erfolgtem Bekenntnis in bzw. nach der Adoleszenz zu, die sogenannte „Gläubigentaufe“.
In der „Vereinigung Evangelischer Freikirchen“ (VEF) sind knapp 300.000 Mitglieder, v.a. älterer Freikirchen (z.B. Evangelisch-methodistische Kirche und Herrnhuter Brüdergemeine), orga-nisiert. Diese Freikirchen arbeiten in der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen“ (ACK) bzw. in der „Evangelischen Allianz“ mit anderen Kirchen zusammen. Eine mindestens ebenso große Zahl an Mitglie-dern haben Gemeinden, die außerhalb dieser Zusammenschlüsse organisiert sind. Viele von ihnen bestehen fast vollständig aus deutschsprachigen Aussiedlerfamilien, die ihren Glauben schon in den Herkunftsländern sehr abgeschottet gelebt haben bzw. leben mussten. Auch in Deutschland verstehen sie sich als exklusiv in ihrem Glaubens- und Bibelverständnis und sind nicht gewillt, mit anderen Christinnen und Christen, v.a. aus den großen Volkskirchen, Gemeinschaft zu haben.
Freikirchen gibt es mit charismatischer Prägung (mit großer Bedeutung des Heiligen Geistes und seiner Kraft), mit evangelikal-missionarischer Prägung (z.B. Jugend- oder Hauskirchen), aber aber - wie meist in Ostwestfalen - mit evangelikal-konservativer Prägung und einem sehr wörtlich an der Bibel orientierten Glaubensverständnis (keine Frauen in Gemeindeleitung und Lehre, traditionelles Ehe- und Familienverständnis mit Züchtigung, Ablehnung von Homosexualität , etc.). Pfr. Dr. Carsten Glatt
Freikirchen und Sekten: Eine kleine Übersicht
Mennonitische Kirche / Brüdergemeinden /Evangeliumschristen-Baptisten
Diese drei kirchliche Gemeinschafte sind zwar nicht identisch, doch deren heutige Mitglieder haben aber ihre Herkunft fast vollständig in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Dort litten sie unter Verfolgung und durften z.T. nicht einmal deutsch sprechen. Die Bibel wird strikt wörtlich ausgelegt, und meist gibt es strenge Verhaltensregeln.
Methodistische Kirche
Entstanden in England im 18. Jh. ist dies eine sehr sozial-diakonisch und missionarisch-fromm ausgerichtete Glaubensrichtung, die sich v.a. in englischsprachigen Ländern (Michelle Obama, Hillary Clinton, George W. Bush jr. und Nelson Mandela kommen aus dieser Kirche) ausgebreitet hat. Aus dieser Bewegung entstammen viele sozialreformerische Bewegungen, u.a. auch die „Heilsarmee“ und die Darlehnskasse.
Adventistische Kirche
Die „Siebenten-Tags-Adventisten“ feiern den Samstag (Sabbat) statt des Sonntags. Sie erwarteten die „Ankunft“ (Advent) Christi in naher Zukunft. Sie haben Gaststatus in der „ACK“.
Neuapostolische Kirche
In Deutschland entstanden (hier ca. 300.000 Mitglieder) und heute v.a. in Afrika verbreitet war diese Kirche aufgrund eines andere ausschließenden Erlösungsverständnisses eher als Sekte zu bezeichnen. In den vergangenen Jahren gab es durch einen ökumenischen Öffnungsprozess Gespräche mit anderen christlichen Kirchen. Der Gottesdienst ist unserem recht ähnlich
Kommen wir zu den Gemeinschaften, die wir nicht mehr zu den Kirchen, sondern zu „anderen“ oder sektenartigen Gemeinschaften zählen - auf keinen Fall zu christlichen (Frei-)Kirchen:
Mormonen
Mitglieder der v.a. in den USA verbreiteten „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ haben neben der Bibel noch das „Buch Mormon“, das der Gründer Joseph Smith Anfang des 19. Jh. gefunden haben will. Es handelt sich um eine religionsvermischende Neureligion US-amerikanischer Prägung mit exklusivem Anspruch.
Zeugen Jehovas („Jehovas Zeugen“)
Zeugen Jehovas sind durch ausgeprägte Missionstätigkeit, Ablehnung von Bluttransfusionen, das Nichtbegehen aller religiösen Feier- und Festtage außer dem Abendmahl und das Nichtfeiern von Geburtstagen bekannt. Ihre Missionstätigkeit verrichten sie hauptsächlich durch das Anbieten kostenloser Bibelkurse, das Verteilen der Zeitschriften und durch Gespräche an Haustüren. Ihre Lehre ist exklusiv und endzeitlich. Die totalitäre Leitung „kontrolliert“ ihre Mitglieder (in D. 170.000) und isoliert ehemalige Mitglieder.
Scientology „Church“
Die Anführungszeichen stammen von mir, weil diese „Kirche“ nach unserem Verständnis keine ist, denn mit Jesus oder Gott hat diese Bewegung nichts zu tun. Ziel ist es, über acht Operating-The-tan-Stufen den Zustand Clear zu erreichen. Dies kann durch (sehr teure) Kurse erreicht werden. Merkmal dieser mächtigen, doch zahlenmäßig sehr kleinen Organisation ist die starke Ein-schüchterung von Gegnern.
Erklärende Stellungnahme zu den Artikeln in der NW und im WB vom 01.04.2021
Unser Pressegespräch erschienen am 01.04.2021 in der NW und WB hat für ein wenig Unruhe gesorgt, allerdings haben wir auch enormen Zuspruch aus unserer eigenen Kirchengemeinde bekommen. In dem folgenden Artikel sollen einige Dinge verdeuticht werden. Lesen Sie hier weiter